Auf der perfekten Welle
Eine Höhe von 4000 Meter, Windgeschwindigkeiten über 80km/h und Temperaturen bei zehn Grad unter dem Gefrierpunkt: Gerhard Sindermann und Manuel Meixensperger vom Segelflug-Sportverein Cham legten im Frühjahr mit der ASK21 einen außergewöhnlichen Flug mit imposanter Aussicht zurück.
Während die Segelflieger im Sommer in aufsteigender, warmer Luft kreisend steigen, reicht die Sonneneinstrahlung im Winter dafür nicht aus. Sie nutzten daher den Hangaufwind, der besonders in den kalten Monaten anzutreffen ist. Dieser entsteht, wenn die Luft auf der windzugewandten Seite eines Berges gezwungen wird, dem Gelände folgend aufzusteigen. Auf der windabgewandten Seite fließt dieses Luftpaket wieder hangabwärts. Passt die Luftschichtung, rutscht das Luftpaket durch sein Eigengewicht tiefer, als es vor dem Aufstieg je war. Durch dieses meteorologische Phänomen entstehen im Anschluss atmosphärische Schwingungen, die oft viele tausend Meter in die Höhe reichen.
In den Alpen treten solche Leewellen insbesondere bei Föhn auf. In Mittelgebirgen wie dem Bayerischen Wald sind sie deutlich seltener. Nachdem sich aber nach der Segelflugwettervorhersage eine sogenannte Wellenlage abgezeichnet hatte, witterten Sindermann und Meixensperger ihre Chance. Mit dem frisch lackierten Doppelsitzer ließen sie sich zur Mittagszeit zunächst Richtung Viechtach schleppen. Im Lee des Pröllers fanden sie in 2500 Meter Höhe den vorhergesagten Wellenaufwind. Die Flugsicherung München erteilte ihnen dann dazu über Funk die Erlaubnis, bis 4250m steigen zu dürfen. Dort verschlechterten sich aber die Sichtbedingungen durch hereinziehende Wolken, so dass das Duo den Flug abbrach und nach mehr als drei Stunden wieder in Cham landeten.
Dennoch hat sich bei beiden der Flug tief ins Gedächtnis eingebrannt. „Die Sicht war unbeschreiblich. Vom östlichen Alpenrand bis in die Bodenseegegend war die Alpenkette zu sehen“, erinnern sich Sindermann und Meixensperger, die mit dieser Leistung ihre Vereinsmitglieder gehörig beindruckten.
Text: Raab